Am 16. Mai 2023 hielt die Chefin der Fachstelle Frauen in der Armee und Diversity (FiAD), Mahidé Aslan, ein Impulsreferat, im Gebäude der Welle 7 im Bahnhof Bern, vor einem kleinen , interessierten Publikum, Mitglieder mit Begleitung der Offiziersgesellschaft Stadt Bern (OGB).

Die Referentin zeigte zu Beginn zwei gedankliche Hauptanker: Die Schweizer Armee war schon immer eine Organisation mit grosser Vielfalt und die Armee wird heute zu einer «Armee für alle, die wollen und können». Mit einem Zitat von Oberstleutnant i Gst Christine Hug leitete die Referentin ein: «Religionen, Sprachen, Sitten und Körpermasse oder Geschlecht sind unverkennbare Merkmale eines jeden Menschen. Es existiert keine Homogenität in der Gesellschaft, die Diversität ist gross. Die Armee ist als Zweckgemeinschaft die grösste Vielfaltsgesellschaft der Schweiz.»

Die Armeeführung steht für eine Nulltoleranz in Sachen Sexismus, sexualisierter Gewalt und Diskriminierung ein. Mit der Schaffung der Fachstelle Frauen in der Armee und Diversity (FiAD) im Januar 2022 wurde das Engagement der Schweizer Armee für eine Erhöhung des Frauenanteils im Speziellen und der Vielfalt generell innerhalb der Organisation weiter gestärkt. Die Fachstelle befasst sich mit der Schaffung von Grundlagen hierzu im Bereich des Militärs (Armee und Militärverwaltung, wie auch militärische Friedensförderung). Namentlich in den Dimensionen Sprache, Geschlecht, Genderidentität und sexuelle Orientierung, Religion und Weltanschauung, wie auch Vereinbarkeit von Militärdienst und Privatleben.

Nach bundesgerichtlicher Rechtsprechung – erneut bestätigt 2017 mit Verweis auf den Willen des Verfassungsgebers – ist die Militärdienstpflicht für Männer eine zulässige Ausnahme vom Grundgesetz der Gleichbehandlung der Geschlechter. FiAD koordiniert innerhalb der Schweizer Armee und Gruppe Verteidigung die Massnahmen in den genannten Bereichen und fördert die Kooperation innerhalb der Gesamtorganisation. Es geht darum, Informationen zum Militärdienst besser zugänglich zu machen, in der Öffentlichkeit sichtbarer zu werden. Laufbahnen in der Armee wie auch in der Militärverwaltung sollen gefördert werden ebenso wie Diskriminierungsschutz und Gleichstellung. Die FiAD betreibt eine Melde- und Beratungsstelle für zukünftige, eingeteilte und ehemalige Angehörige der Armee.

«Wir müssen und wollen die besten Voraussetzungen schaffen, damit jeder Mensch mit seiner Persönlichkeit, seinen Besonderheiten und Stärken im Departement VBS und in der Schweizer Armee wirken und sich entwickeln kann», ist die übergeordnete Vorgabe von Bundesrätin Viola Amherd. Massnahmen der Armee und Gruppe Verteidigung wurden in der Gleichstellungsstrategie des Bundes 2030 aufgenommen und mit dem Aktionsplan 2021–2023 in Umsetzung gebracht. Eine Dachstrategie für alle Bereiche der Armee und Gruppe Verteidigung wurde von der Armeeführung im Januar 2023 genehmigt. Der Frauenanteil ist auf 1,4% gestiegen – der Weg zu 10% bis 2030 ist noch lang.

Die engagierte Referentin fasst lebhaft und mit eigener Überzeugung zusammen, dass es eine zentrale Stelle braucht, die alle Anliegen und Tätigkeiten im Bereich der Diversität generell und Frauenförderung im Speziellen koordiniert, Forschung zur Diversität unternimmt und wissenschaftliche Grundlagen schafft. Die geschaffene Stelle bietet zudem Beratung in Diversitätsbelangen an und nimmt Meldungen von Betroffenen und Anfragen der Führung sehr ernst. Weiter sollen die umfassende Sensibilisierung und Ausbildung der Miliz, der Berufsmilitärs und der zivilen Mitarbeitenden sichergestellt werden.

Weiter ins Detail geht Frau Mahidé Aslan zum Thema Studien und Forschung. Es geht um eine Studie über geschlechtsspezifische Gewalt und geschlechtsspezifische Diskriminierung, die voraussichtlich bis Ende Jahr abgeschlossen wird. Aus dem Postulat «Aufarbeitung und Anerkennung des Unrechtes, das Homosexuellen in der Armee zugefügt worden ist», ist ein mehrjähriges Projekt entstanden. Auch 2023 werden qualitative Interviews zu Vereinbarkeit von Militärdienst, Familie, Beruf und Ausbildung durchgeführt. Die «Frauen-Studie» 2023 geht den Fragen nach zu Motivation und Gründen für und gegen Militärdienst.

Der Vortragsabend schliesst wie immer mit einem Apéro. Dort wird die Diskussion unter den Anwesenden weitergeführt und einzelne Themen vertieft. Auch kritische Fragen zu einer Dienstpflicht für alle wurden sachlich besprochen. Dabei kamen mannigfaltige Lebensgeschichten zum Vorschein und wurden rege miteinander geteilt. Vielfalt in den eigenen Reihen der OGB.

Text: Mahidé Aslan/Ursula Bonetti