Oberst i Gst Frieder Fallscheer begrüsst Anfang April 2019 im Restaurant zum Äusseren Stand in Bern den Referenten Oberst i Gst Daniel Reimann herzlich zum Vortragsabend über das Katastrophenhilfe Bereitschaftsbataillon.

In sympathischer Mundart lässt Oberst i Gst Reimann Erlebnisse und Einsätze des Katastrophenhilfe Bereitschaftsbataillons (Kata Hi Ber Bat) äusserst eindrücklich aufleben. Der Kommandant des Kata Hi Ber Bat stellt uns sein Kommando vor und zeigt auf, wie die Armee den Begriff «militärische Katastrophenhilfe» definiert. Anhand vergangener Einsätze zeigt er uns den Ablauf einer Hilfsaktion und erklärt, wie das Zusammenspiel zwischen militärischen Hilfskräften und zivilen Behörden abläuft.

Zur Einführung fasst Daniel Reimann zusammen: «Das Katastrophenhilfe Bereitschaftsbataillon stellt das armeeweite Mittel der ersten Stunde bei natur- oder technologiebedingten Katastrophen im Inland und im grenznahen Ausland dar. Mittels Bereitschaftsvorgaben stellen die Spezialisten der Genie- und Rettungstruppen dabei rund um das Jahr eine Einsatzbereitschaft innert weniger Stunden sicher. Nebst dem Bereitschaftsdienst leistet das Kata Hi Ber Bat auch immer wieder Einsätze zu Gunsten ziviler Partner, etwa wenn es darum geht, grössere Infrastrukturen für Anlässe von nationaler Bedeutung aufzubauen. Die grosse Palette an möglichen Aufträgen, aber auch die interessante Mischung von Miliz, Zeit- und Berufssoldaten im selben Verband stellt eine interessante und für viele etwas ungewohnte Kombination dar.»

Bevor überhaupt etwas passiert ist, stellt sich das Kommando bei zivilen Partnern vor, damit man sich kennen lernt, denn im Ernstfall muss der Einsatz «Hand und Fuss» haben und von Anfang an funktionieren. Man will «Halbwissen» entgegentreten. Man schafft miteinander Grundlagen und Voraussetzungen für mögliche Einsätze. Die Gesamtverantwortung liegt bei den zivilen Behörden, das «was und wie» liegt jedoch beim Kata Hi Ber Bat. Dazu braucht es viele Absprachen für den Weg vom Ereignis über den Antrag des Kantons oder der Territorial Divisionen bis zum Einsatz.

Ablauf Unterstützungantrag

Bildlegende: Der "Weg" zur militärischen Katastrophenhilfe

Pickel, Schaufel und ein Trax reichen nicht. Es entstehen beispielsweise besondere Nachrichtenbedürfnisse, es braucht Logistik und exakte Ortskenntnisse und Gefahrenerkennung. Eigene Übermittlungsmittel sind vorhanden. Unsere vier Landessprachen und alle unsere Dialekte sind ja schön, doch im Katastrophenfall bedeuten manchmal dieselben Worte nicht dieselbe Sache.

Die Durchdiener (DD) in diesem Bataillon werden erst nach der Verbandsausbildung eingesetzt. Sie bringen eine vielseitige Ausbildung mit. Es braucht für einen Einsatz sehr viel Spezialmaterial. Ihr Auftrag lautet: «Stellt während dem ganzen Jahr die Unterstützung ziviler Behörden im Rahmen der militärischer Kata Hilfe sicher.» Konkret heisst das, bei einer Katastrophe sind alle Soldaten inklusive allem Material innerhalb sechs Stunden aus der Kaserne raus. Am Wochenende innert 12 Stunden, denn die Leute müssen alarmiert und aus dem Urlaub zurückgeholt werden.

Das Kata Hi Ber Bat ist jedoch keine Konkurrenz zu den Blaulichtorganisationen. Die grösste Herausforderung ist die Erstellung der Grundbereitschaft und der Durchhaltefähigkeit. Das muss noch und noch geübt werden. Man muss flexibel sein: Papier funktioniert noch, die App aber vielleicht nicht mehr. Das Lagekontrollcenter und das Transportcenter sind immens wichtig. Was ist passiert und wie kommt man da hin? Manchmal werden zuerst Experten entsandt, die abklären was machbar ist. Welches Sortiment braucht man? Ein Sortiment Brandeinsatz oder Wassertransportmittel zur Unterstützung der Feuerwehr? Strom wird selber produziert, denn bei Naturkatastrophen kann an den Einsatzorten der Strom ausfallen, manchmal für längere Zeit.

Der Referent zeigt diese Faktoren eindrücklich am Beispiel des Dorfes Bondo im Bündnerland auf. Die DD werden schon in der RS an schweren Maschinen geschult. Im Zivilleben ist kein 21-Jähriger schon ausgebildeter Kranführer dem ein schweres Gerät anvertraut wird und der es auch beherrscht. «Doch Soldaten sind wir und Soldaten bleiben wir. Die Ausbildung an der persönlichen Waffe zum Selbstschutz wird nicht vernachlässigt.»
Voraussehbar sind wiederkehrende Anlässe wie der Aufbau der Tribünen für das Basel-Tattoo. Damit kann das in der Ausbildung Gelernte erhalten werden. Es gibt auch herrliche Einsätze wie die Unterstützung der 40. Schweizer Meisterschaft des Schweizerischen Pontoniersportverbandes in Bremgarten AG.

Man transportiert also fehlendes Wasser auf hohe Alpen zu durstigen Tieren oder zu Waldbränden. Aber wohin mit dem Wasser bei Überschwemmungen? Auch dieses Problem muss angegangen und gelöst werden. Ein besonderes Gebiet sind die Geniemittel, die Brückensysteme. Dazu stellt der Referent mehrere Beispiele von Einsätzen im Bild vor. Nützlich ist immer wieder die eindrückliche Abrollstrasse die ein Weiterkommen auch im Matsch ermöglicht. Auch sie gibt es in der Schweiz nur in der Armee. Zur Sicherung des Dorfes Bondo wurde ausserhalb der Gefahrenzone, die immer noch besteht, eine Brücke gebaut, die nicht für immer, aber für längere Zeit dort bleibt, damit die Strasse zum Dorf offen gehalten werden könnte, falls sich nochmals Gesteinsmassen und Murgänge lösen.

Zu Volltruppenübungen ist es wichtig, die richtigen Partner zu finden und gemeinsam zu üben und zu verbessern. Die Wahrnehmung der Bevölkerung ist sehr unterschiedlich, wie der heisse Sommer 2018 gezeigt hat. Bei Echteinsätzen wie Bergstürzen, bei Hochwassern und Waldbränden sind die Betroffenen sehr dankbar und die Soldaten sind willkommen. Wo entsprechende Vereinbarungen vorliegen, ist auch im grenznahen Ausland eine Unterstützung möglich.
Die Zuhörerschaft hat den Atem angehalten. Von allem hat man ja in der Zeitung gelesen oder man hat einige Szenen in der TV gesehen. Doch Oberst i Gst Daniel Reimann liess uns nun buchstäblich selber dabei sein und seine Ausführungen sind zweifellos kompetenter als manches, das in der Tagespresse steht. Wir waren sehr nahe dran und dennoch wurden keine Füsse nass.

Oberst i Gst Frieder Fallscheer dankt dem Referenten herzlich und dann dürfen alle den bereitgestellten reichhaltigen Apéro geniessen, der von der UBS gesponsert und von Werner Rothen erstklassig zubereitet worden ist.


Four aD Ursula Bonetti
Redaktorin