Die Offiziersgesellschaften sind die Ambassadoren der Armee, so beginnt Div Merz ohne grosse Umschweife seinen Vortrag. Die Ernsthaftigkeit der globalen Lage 2025 ist in der OG angekommen, wird thematisiert, und Div Merz ruft dazu auf, auch im eigenen Umfeld darüber zu sprechen, damit viele andere Personen erreicht werden um sich dieser Lage bewusst zu werden.
Sind wir auf dem Weg einer multipolaren Weltordnung? Die Folie globale Lage 2025 weist auf Konflikte in aller Welt hin. Die Lage ist ernst, die Staaten bereiten sich auf Konflikte vor. Und wir müssen die Fähigkeitslücken in unserer Armee wieder füllen. Ein Zusammenschluss von Zivildienst und Zivilschutz konnte nicht erreicht werden, das wäre schon mal ein personeller Fortschritt gewesen.
Die Weiterentwicklung der Fähigkeiten der LW geht viel weiter als einfach Fliegen, Aufklären, Kämpfen. Der Erdkampf Boden-Luft muss zusammen wirken, geschult und geübt werden. Der Referent denkt militärisch und fordert die Dezentralisierung der Logistikcentren. Im Fokus ist die Verteidigung. Zum Aufbau von operationellen Fähigkeiten gehört die integrierte Luftverteidigung, Unterstützung der Bodentruppen, Luftaufklärung ab Kampfflugzeugen und Drohnen, ein umfassendes Luftlagebild, robuste Luftmobilität, Dezentralisierung, und die Integration des Wirkungsraumes Weltraum. Das setzt eine vernetzte Operationsführung, Kooperation und Nachhaltigkeit voraus. Die Struktur der LW und das neue Kdo Weltraum wird 2026 ganz neu organisiert oder neu zusammengestellt mit andern Unterstellungen als bisher.
Der Mobilere ist der Schnellere. Deshalb können die neuen Patriot-Systeme mobil eingesetzt werden, ebenso neue Radarsysteme. Was ältere Mitglieder als Kinder erlebten, dass einige Abschnitte der damals neuen Autobahnen so gebaut waren, dass auch Flugzeuge landen konnten, wird heute wieder geübt. Nebst den drei Standorten Payerne, Emmen und Meiringen sollen stillgelegte Flugplätze für Trainings wieder in Betrieb genommen werden. Die gesamte Logistik der Armee ist auf nur wenige Standorte verteilt zu angreifbar. Immer wieder zieht der Referent Vergleiche zum Ukrainekrieg, ohne diesen Konflikt zu werten. Ohne Luftwaffe wird kein Krieg gewonnen, aber ohne Bodentruppen auch nicht. Es braucht beide Elemente sowie die Logistik die agil sein muss.
Die Luftwaffe überwacht permanent die Einhaltung der Luftverkehrsregeln, verhindert die unbefugte Benützung des Schweizer Luftraums und im bewaffneten Konflikt kann allein die LW den Luftraum schützen. Damit kann sie Operationen eigener Bodenkräfte ermöglichen und mit der Luftmobilität, Luftaufklärung und Erdkampf erfolgt die Unterstützung der Bodenkräfte.
Es braucht auch den Informations-Vorsprung vor dem Gegner, Informationen aus Weltraum-Satelliten und Kommunikation. Hier kommt der F-35 ins Spiel, der das alles kann. Er bringt alles mit: Treibstoff, Munition, modernste Kommunikationstechnik, integriert und von aussen nicht wahrnehmbar im Flugzeug. Der F-35 sammelt Informationen. In der Schweiz sind allerdings die Auflagen für die LW sehr hoch. Die Möglichkeiten im Ausland zu trainieren sind dort viel grösser, wobei der Referent nun bei der Kooperation ist. Ein Film über die Luftwaffe der Zukunft zeigt: Was wir heute leisten können, reicht nicht mehr aus. Die LW trainiert im Ausland, wir bieten dafür Ausbildung.
Der F-35 hat Informationsüberlegenheit, doch jede Technologie ist nutzlos ohne Menschen. Es braucht Führung auf Augenhöhe, Befehlen heisst wirken. Was steht nun konkret an bezüglich Beschaffungen und Einführungen der neuen Systeme Boden und Luft? Es wird auch wieder gemeinsame Übungen LW und Heer geben. Flugplätze werden fit gemacht für den F-35. Jeder feste Flugplatz wird mobile Abteilungen haben um «hinaus» zu gehen. Die neuen Systeme werden die Luftwaffe in neue Dimensionen führen. Es ist eine Integration der Leistungen für das Gesamtsystem Armee. Die technischen Entwicklungen in nur wenigen Jahren sind gewaltig. Die Beschaffung dauert oft zu lange. Die Vorwarnzeiten verkürzen sich.
Div Peter Merz landet auf punktgenau ohne eine Minute Redezeit überschritten zu haben und zieht ein Fazit: Die neuen Systeme werden die Luftwaffe in eine neue Dimension führen. Die Integration ihrer Leistungen in das Gesamtsystem Armee ist unsere künftige Herausforderung. Die finanziellen und politischen Rahmenbedingungen bilden dabei das Korsett. Er weist noch auf die Publikationen der Schweizer Armee hin. Das Zielbild und Strategie für die Armee der Zukunft ist umfassend erklärt in „Die Verteidigungsfähigkeit stärken“ («Schwarzbuch», „Luftverteidigung der Zukunft“, „Zukunft der Bodentruppen“ und „Gesamtkonzeption Cyber“.
Das sehr aufmerksame Publikum stellt Detailfragen zur Ausbildung, Umschulung auf den F-35, zum Verhältnis zu andern Armeen die den F-35 bereits in Dienst gestellt haben. Div Merz ist ganz in seinem Element, auf Augenhöhe, was sehr geschätzt wird. Beim Apéro werden die Gespräche lebhaft weitergeführt.
Four aD Ursula Bonetti