Präsident Oberst i Gst Frieder Fallscheer hatte seinen Jahresbericht in den Mitteilungen „der offizier“ unter das Thema: „Der Krieg ist ein Chamäleon“ gestellt und nur zwei Monate später berichtigt er: „Heute sind es schon zehn Chamäleons“. Er weist damit darauf hin, dass es inzwischen weltweit noch mehr Kriege und Brandherde gibt; neue Veränderungen, Machtherrschaften und neue Bedrohungen kamen dazu. Es geht immer schneller. Und wir wünschen uns Sicherheit. Präsident Fallscheer führt sicher und gezielt durch die üblichen Traktanden, die zu keinen Diskussionen Anlass geben. Zum Mitgliederbeitrag ist eine Anpassung notwendig, weil die ASMZ nicht mehr obligatorisch ist und von jedem Mitglied selber abonniert werden muss, es sei denn, er verzichtet darauf. Dazu wurde eine aufwendige Umfrage durchgeführt. Die OGB hat nun ein Kollektivabonnement für die Interessierten. Am 8. März 2025 ist in der SOG ein neuer Präsident gewählt worden: Oberst i Gst Michele Moor, Berufsoffizier aus dem Tessin.
Der Präsident OGB dankt seinem Vorstand für die vorzügliche Zusammenarbeit und Unterstützung während des ganzen Jahres. Die OGB bietet den Mitgliedern eine Vielzahl von Anlässen, öffentliche Veranstaltungen, zu denen auch Freunde und Bekannte mitgebracht werden können. Unser Jahresbulletin „der offizier“ ist wieder schön gelungen und wird geschätzt, wie viele Rückmeldungen zeigen. Dazu ist zu bemerken, dass ohne gute Führung und feiner Kameradschaft kein Vorstand optimal zusammen arbeitet, der Dank für geleisteten Einsatz gebührt auch dem Präsidenten.
Als Gast ist Major Patrick Demierre anwesend, Präsident KBOG, der gerne einige Worte an die Anwesenden richtet. Es sei alles im Wandel und sein Ziel sei, die zehn Sektionen im Kanton Bern näher zusammen zu führen mit gemeinsamen Anlässen und Informationen. „Wir müssen gegen aussen mehr zusammen stehen, nur so erreichen wir etwas für unsere Offiziersgesellschaften und letztlich für unsere Armee, für unser Land, für die Sicherheit.“
Nach Abschluss des statutarischen Teils der MV beginnt Dr. Urs Loher unverzüglich mit seinem Referat mit dem Titel „Verkehrte Welt – Riskante Abhängigkeiten“. Kernfrage 1: Auswirkungen der aktuellen geopolitischen Lage auf die eigene Rüstungsindustrie? Die Kernfrage 2 lautet: Braucht die Schweiz eigene Rüstungsindustrie? Nach einem Blick auf das veränderte Weltgeschehen, auf die Präsidenten Trump und Putin, stellt Dr. Loher eine weitere Frage: Was machen die USA mit Europa? Und macht dann Europa dasselbe mit der Schweiz? Europa hat die militärische Sicherheit (Verteidigung und Dissuasion) sträflich vernachlässigt. Die Schweiz ist ziemlich isoliert. Eine Weltkarte zeigt die jeweiligen Prozentzahlen für Rüstungsgüter Einfuhr und Ausfuhr gemessen am BiP. Die Schweiz liegt unter 1%, nämlich 0,7%, für die Rüstungsausgaben, für die Landesverteidigung. Andere europäische Länder rüsten massiv auf. Die Folie zeigt aber auch die Abhängigkeit der USA von China in den Lieferketten.
Die Auswirkungen der aktuellen Konflikte auf die Rüstung zählt der Referent wie folgt auf: Die Lager der westlichen Streitkräfte haben aufgrund der Unterstützung der Ukraine stark abgenommen (Munition). Massive Investition in die Streitkräfte. Die eigenen Streitkräfte, resp. die Streitkräfte der Verbündeten werden in der Lieferung bevorzugt. Die Auftragsbücher der Rüstungsunternehmen sind voll und die Lieferzeiten verlängern sich. Die Kosten steigen. Die Lieferketten (z.B. Israel) sind nicht mehr „robust“, weil sie selber im Krieg stehen.
Immer wieder nehmen Referenten Bezug auf den Ukrainekrieg und Dr. Loher spricht über die Lehren für die Schweiz aus dem Krieg in der Ukraine. Wir brauchen eine starke gut ausgerüstete Armee mit dissuasiver Wirkung zum Schutz unserer eigenen Bevölkerung! Wir benötigen eine eigene Verteidigungsindustrie zur Erreichung einer gewissen Durchhaltefähigkeit – lokale Fähigkeiten! Durchhaltefähigkeit kann nur mit Rüstungskooperation – mit unseren Nachbarn – erzielt werden. Unsere Armee muss rasch mit neuen Technologien (inkl. elektronischer Kriegsführung), aber auch mit Munition ausgerüstet werden. Überblick über das Gefechtsfeld und rascher Informationsfluss entscheiden!
Die industriellen Kapazitäten werden sich stark verändern. Russland stellt auf Kriegswirtschaft um und verwendet 30% des Budgets für die Verteidigung auf. In Europa ist der Aufbau zusätzlicher Produktionskapazitäten schleppend wegen regulatorischen Hindernisssen. In der Schweiz haben wir Abbau und Abwanderung der Rüstungsindustrie. Die Rahmenbedingungen müssen geändert werden.
Dr. Loher zählt die Auswirkungen der aktuellen Konflikte auf die eigene Rüstungsindustrie auf. Der Heimmarkt ist zu klein, um eine eigene Rüstungsindustrie zu unterhalten. Aufgrund des Kriegsmaterialgesetzes hat die CH-Rüstungsindustrie Nachteile für den Export. Ohne eigene Rüstungsindustrie ist die Durchhaltefähigkeit der Schweizer Armee im Krisen- und Kriegsfall nicht gegeben. Wegen den Rahmenbedingungen: Geringere Innovationskraft für neue Technologien und höhere Abhängigkeiten vom Ausland. Abwanderung und genereller Verlust von Know How in der Rüstungsindustrie.
Allein diese kurzen Sätze zeigen Zusammenhänge auf und die Folgen daraus, die eine aus der anderen entstehen. Wir brauchen also eine eigene Rüstungsindustrie. Wollen wir das aber auch? Wir benötigen eine eigene Rüstungsindustrie zur Erreichung einer gewissen Durchhaltefähigkeit – lokale Fähigkeiten. Durchhaltefähigkeit kann nur mit Rüstungskooperation – mit unseren Nachbarn – erzielt werden. Die Quantität zählt und die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für die Industrie.
Dr. Loher beeindruckt mit Fakten, nicht mit technischen Angaben zu Rüstungsgütern. Er eröffnet uns eine neue Sicht auf die Situation in Europa und in der Schweiz. Beginnen wir mit dem (Wieder-)Aufbau wo wir stark sind! Beispielsweise Drohnen: Überwachung, Aufklärung, Kamikaze/Loitering. Künstliche Intelligenz: Datenauswertung, Analysen, Erarbeitung, Entscheidungsgrundlagen. Wir bieten Robotik und autonome Systeme und wir sind gut in Quantentechnologie. Und so wie eines aus dem andern entsteht, stellt der Referent kurz aktuelle Projekte vor, z.B. IRIS-T SLM, Beschaffung, Besonderheiten. Wie immer taucht ein Schweizerisches Detail auf, die grüne Farbe. Es muss ja zu den bestehenden Systemen passen.
Die anschliessenden Fragen aus dem Publikum werden gerne beantwortet und zeigen auf, wie aktuell das Thema Rüstung ist. Wir sind Dr. Urs Loher dankbar für diesen abwechslungsreichen und ausführlichen Vortrag mit dem er die MV 2025 der OGB bereichert hat.
Four aD Ursula Bonetti